Rettungsanker für pflegende Angehörige
Am Freitag haben in Ebersdorf fünf Pflegebegleiterinnen ihre Zertifikate erhalten und sind damit offiziell in ihren ehrenamtlichen Dienst eingetreten. Die Region hat nun Frauen, die sich um pflegende Angehörige kümmern, um die Tochter, die ihren alten Vater pflegt, um den Ehemann, der seine Demenz kranke Frau zu Hause versorgt, um die Nichte, die sich um Tante und Onkel kümmert - vielleicht Jahre lang, im Thüringer Durchschnitt acht Jahre lang.
Die Kirchenkreissozialarbeit des Kirchenkreises Schleiz und die Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein sind seit zwei Jahren in dem Projekt Pflegebegleiter und werden im Aufbau von der Thüringer Ehrenamtsstiftung unterstützt. Ganz viel Hilfe haben die Bad Lobensteiner von Peter Rahm und seiner Frau aus dem hessischen Vogelsbergkreis erhalten. Er ist erfahrender Pflegebegleiter, leitet selbst eine Gruppe Ehrenamtlicher. Von ihm gab es Informationen und Tipps, sogar ein Wochenendsemiar wurde zusammen gehalten und so waren die beiden Hessen am Freitag auch nach Ebersdorf gekommen.
Die erste Hürde ist genommen, die Frauen haben den 50 Stunden umfassenden Kurs absolviert und viel über Krankheiten, das Pflegestärkungsgesetz, Kommunikation, Finanzierung der Pflege, Vorsorgevollmachten, Hospizarbeit und mehr gelernt.
„Unsere Zielgruppe sind die nahestehenden Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen. Wie geht es Ihnen, was kann abgenommen werden, welche Dienste werden von den Pflegekassen übernommen und vieles mehr, sollen die Pflegebegleitern weitergeben, aber vor allem zu hören und da sein“, sagt Manuela Luther von der Kirchenkreissozialarbeit. Bei ihr gehen die Anrufe von Hilfesuchenden ein, sie vermittelt zu den Helferinnen, sie hat auch die Ausbildung der Pflegebegleiterinnen organisiert und die Feierstunde im Ebersdorfer Commeniushaus organisiert. „Der Bedarf ist hoch, aber die Hemmschwelle sich Hilfe zu holen ist noch höher. Menschen pflegen sehr lange und versuchen alles selbst zu schaffen, bevor nach Unterstützung gerufen wird“, sagt sie aus ihrer fast zweijährigen Erfahrung.
„Ich höre von Pflegediensten, was ihr anbietet machen wir doch schon. Nein die machen ihre Arbeit, in dem sie sich um den alten, pflegebedürftigen Menschen kümmern. Das sind wenige Minuten am Tag, vielleicht eine Stunde. Das Gespräch mit dem pflegende Angehörige findet während Verbandswechsel oder Medikamentengabe statt. Unsere Pflegebegleiterinnen kommen, um dem Angehörigen zuzuhören, ihn zu beraten und dürfen nicht pflegen“, erklärt Martin Gebhardt, Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe in der Diakoniestiftung.
Dankbarkeit für dieses Angebot zeigte auch Peter Oppel, der ehrenamtliche Beigeordnete des Landrates. Schon vor mehr als 20 Jahren habe Lobenstein an einer Untersuchung zur älterer werdenden Gesellschaft der Universitäten Wien und Feyburg teilgenommen. „Dass die Entwicklung so schnell gehen würde und wir Beistand für die Angehörigen brauchen könnten, hat damals keiner geahnt. Aber nun sind wir mit diesen Angebot auf einem guten Weg.“
Kontakt: Manuela Luther, Kirchenkreissozialarbeit & Kontaktbüro für pflegende Angehörige, Tel. 036651 3989-56,