„Die Zeiten haben sich geändert, die Oma stirbt nicht mehr im Schoß der Familie. Viele leben allein, da ist es wichtig, dass jemand da ist“, sagte Martin Gebhardt, Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe der Diakoniestiftung, am Sonntag in der Gefeller Kirche.
Dort wurden zwölf Frauen und ein Mann in einem Gottesdienst für ihren Dienst als ehrenamtlicher Sterbebegleiter beim ambulanten Hospizdienst der Diakoniestiftung eingesegnet. Sie erhielten ihre Zertifikate, Segenssprüche, ein kleines Lebenskreuz und ganz viel Zuspruch, auch von den schon erfahrenen Helfern. „Nun wünsche ich ihnen den Mut anzufangen. Die erste Begleitung wird besonders schwer sein. Im Kurs haben sie alles Wichtige dafür gelernt, vertrauen sie auf ihr Gefühl“, ermutigte Gebhardt.
Die ehrenamtlichen Helfer haben sich in einem mehrmonatigen Kurs zur Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen schulen lassen. „Grundlage des Kurses war das Konzept des Gemeindekollegs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD)-Verlass mich nicht, wenn ich schwach werde“, sagt Christine Josiger, Leiterin des ambulanten Hospizdienst- es, der seit mehr als sechzehn Jahren in Raum Bad Lobenstein und Schleiz Menschen beisteht, in Saalfeld gute Dienste tut und nun auch in dieser Region helfen will.
Durchgeführt wurde der Kurs von Anke Schmidt, Koordinatorin im Hospizdienst. Beide freuen sich, dass sich so viele Menschen bereit erklärt haben, den Dienst in Schleiz, Gefell, Tanna und den umliegenden Dörfern zu stärken. Sie sind nun Sterbebegleiter, wollen für schwer kranke, sterbende Menschen und auch deren Angehörige da sein. Manche werden in einem Pflegeheim eingesetzt, wenn das Personal bemerkt, dass ein Mensch am Lebensende angekommen ist, keine Angehörigen da sind oder nur selten Besuch kommen kann. Aber auch zu Hause, dann wird der Hospizdienst von dem betroffenen Menschen selbst oder von Angehörigen kontaktiert. „Oft sprechen die Mitarbeiter der Pflegedienste, Palliativdienste, Hausärzte oder Kliniken unser Angebot im Vorfeld an. Nach der ersten Kontaktaufnahme entscheiden alle beteiligten Personen, was gebraucht wird, wie unterstützt werden kann und überlegen, welcher ehrenamtliche Begleiter zu diesem Menschen passt. Es gibt Begleitungen, die nach kurzer Zeit abgeschlossen sind, manche gehen über Jahre. Die Aufgaben richten sich nach den Wünschen der Betroffenen. Meist reicht es schon, dass jemand da ist, zu hört, die Hand hält oder ein Lied singt, etwas vorliest, mit den verzweifelten Angehörigen spricht“, zählt Christine Josiger auf.
„Meine Freundin hat mir von dem Kurs erzählt, weil sie wusste, dass ich mich dafür interessiere. Die Weiterbildung hat mir sehr viel gegeben und ich hatte auch schon meine erste Begleitung im Haus Elisabeth. Ich habe ein gutes Gefühl und denke, dass ich helfen konnte“, sagt Christine Degel aus Karolinenfield. Anja Hanke aus Unterkoskau hat den Kurs aus beruflichen Gründen begonnen. Sie arbeitet seit drei Jahren in einem Pflegeheim. Dort ist das Sterben allgegenwärtig. „Trotzdem hatte ich das Gefühl, noch etwas lernen zu müssen, um die Menschen besser begleiten zu können. Dass mir der Kurs auch persönlich, für mein Privatleben so viel geben würde, habe ich nicht erwartet“, sagt die 47-Jährige.
„Die Vorstellung, dass jemand einsam ist und allein sterben muss, ist schlimm. Ich möchte helfen, dass so etwas nicht passiert. Außerdem will ich gerüstet sein, wenn das Thema irgendwann die eigene Familie betrifft“, sagt Constanze Spindler aus Saalburg, die ihre erste Begleitung bei einer noch jungen, schwer kranken Frau schon geleistet hat.
Die Helfer üben unterschiedliche Berufe aus, sind verschiedenen Alters und nicht alle gläubige Christen, doch alle haben eine Gabe entdeckt und wollen diese einsetzen.
Kontakt: Ambulanter Hospizdienst der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein gGmbH
Tel. 036651 3989-55, Mail: hospiz.lobenstein@diakonie-wl.de