Erinnerungsbad im 50er Jahre Stil
Demenzkranke Menschen benötigen besondere Umgebung – Haus Elisabeth mit Vorreiterrolle in Thüringen
Wer demenzkranke Menschen nicht kennt, wird den Aufwand der betrieben wird, um deren Wohlbefinden zu steigern wohl schwer verstehen. Wer aber an Demenz erkrankte Menschen in der Familie oder Bekanntschaft hat, kann die Bemühungen verstehen und wird es den rührigen Altenpflegern danken. Immerhin steigt die Zahl der Erkrankten von Jahr zu Jahr.
Das Haus Elisabeth in Ebersdorf ist eines von ganz wenigen Seniorenpflegezentren in Thüringen, das speziell und ausschließlich für die Betreuung von Menschen mit Demenz gebaut wurde und das Konzept auch vollständig umsetzt. Nicht ohne Grund ist dieses Anfang 2006 eingeweihte Haus stets voll belegt. 40 Plätze stehen in vier Wohngruppen zur Verfügung.
„Wir wissen dass sich die uns anvertrauten Menschen geistig in einer buchstäblich anderen Welt befinden. Deshalb ist das gesamte Betreuungs- und Pflegekonzept darauf abgestimmt“, erklärt Nicole Hartenstein. Sie ist Pflegedienstleiterin im Haus Elisabeth. Dieses gehört zum Ebersdorfer Seniorenzentrum Emmaus und ist ein Angebot der Saale-Neckar Diakonie gGmbH.
Der Weltalzheimertag Ende September ist für dieses Haus ein besonderes Datum. „Wir tragen T-Shirts mit der Aufschrift Demenz - eine eigene Welt, laden zum Tag der offenen Tür ein und versuchen immer eine Neuerung vorzustellen. In diesem Jahr waren das unsere beiden Wohlfühlbäder“, erklärt Nicole Hartenstein.
Die Bäder sind als Pflegebäder nach modernen Richtlinien und Standards gebaut und eingerichtet. Aber das Baden soll vor allem dem Wohlbefinden der Bewohner dienen und ihnen Genuss sein. Zu jedem Zimmer gehört ein eigenes kleines Badezimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Die Badezimmer stehen zusätzlich zur Verfügung.
„Wohlbefinden erreicht ein an Demenz erkrankter Mensch in einem sterilen Raum nicht. Wir haben die Bäder also mit Farben, Dekoration und Gerüchen gemütlich gestaltet. In einem ist ein Waschhaus im 50er und 60er Jahre Stil entstanden. Das andere Bad besticht durch Farben und Stoffe“, erzählt die Pflegedienstleiterin. Es gehe um die basale Stimulation für die Sinne mit angenehmer Atmosphäre und Erinnungscharakter. Mit dem wohnlichen Bad will das Haus seinem Ziel, den Bewohnern ein neues Zuhause zu bieten, wieder ein Stück näher kommen.
Viel Arbeit hat Elisabeth Weinhardt aus Wurzbach in die Gestaltung der Bäder gesteckt. Die gelernte Schneiderin ist seit 2006 im Haus und begann ihre Arbeit aus Interesse an der Pflege alt gewordener Menschen. Bei der diakonischen Einrichtung sei Sie eher zufällig gelandet, ist aber sehr zufrieden. Für die Bäder konnte sie die Vorhänge nähen und andere Dekorationsstoffe anbringen.
Sie gehört zum Team der Fach- und Präsenzkräfte. „Wir verstehen uns alle sehr gut und ergänzen uns. Das zeigt sich auch in gemeinsamen Aktivitäten. Wir gehen regelmäßig mit einigen Kolleginnen zur Rückenschule und verbringen auch ab und zu einen Abend miteinander“, erzählt die Wurzbacherin. In wenigen Tagen feiern die Mitarbeiterinnen des Hauses ein Oktoberfest. Dazu treffen sie sich in der Cafeteria bei Weißwürsten und Bier.
Text: Sandra Smailes
Fotos: Stephanie Müller