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FDP-Fraktion besucht Michaelisschule

Nur die tatsächliche Förderung des einzelnen Kindes zählt


FDP - Fraktion besucht Michaelisschule Bad Lobenstein – Protest gegen die Förderschulpolitik des Thüringer Ministeriums


„Die tatsächliche Förderung des einzelnen Kindes muss unser Maßstab in der Betreuung sein. Vorrangig ist das Wohl des Kindes. Die aus dem Thüringer Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft gesteuerten Maßnahmen gegenüber freien Trägern und Förderschulen geht weit an der Realität vorbei“, mit diesem Worten macht Dr. Klaus Scholtissek, Vorstand des Michaelisstiftes Gefell und Vorsitzender der Geschäftsführung der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein gGmbH deutlich, wie schlecht er die aktuelle Gesetzgebung für Schulen in freier Trägerschaft hält. Diese Worte sagte er am Mittwoch zur Begrüßung von sieben Mitgliedern der Thüringer FDP, darunter die Landtagsabgeordneten Franka Hitzing, Marian Koppe und Heinz Untermann in der Michaelisschule Bad Lobenstein.


Den freien Trägern wird durch die im Gesetz festgelegten Mehrkosten jeder Handlungsspielraum genommen. Die finanzielle Notlage ist so groß, dass nicht klar ist, wie die Schule in Zukunft finanziert wird. Die Trägervielfalt ist nicht nur eine erhebliche Bereicherung und ein Mehrwert für die Gesellschaft. Ohne die Michaelisschule in Bad Lobenstein, die zum einen Förderschule für 51 Kinder mit behinderungsbedingtem Mehrbedarf und zum anderen integrative, Montessori orientierte Grundschule (104 Mädchen und Jungen) ist, hätten viele Kinder und Jugendliche mit Behinderungen weniger individuelle und passgenaue Förderung. Gerade diese Orientierung an der Persönlichkeit und dem Förderbedarf des einzelnen Kindes und Jugendlichen ist für die UN-Menschenrechtskonvention das vorrangige Ziel und Kriterium, dem alle anderen Maßnahmen nachgeordnet sind! Art. 7, Absatz 2 der Konvention fordert: „Bei allen Maßnahmen, die Kinder mit Behinderungen betreffen, ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.“ Dr. Scholtissek sieht durch die einseitige Steuerung der Schülerströme in den so genannten gemeinsamen Unterricht an ausschließlich staatlichen Regelschulen diese Kernforderung der UN-Menschenrechtskonvention bedroht und insbesondere den Elternwillen und die Wahlfreiheit der Eltern außer Kraft gesetzt.


Der Besuch kam auf Einladung von Schulleiterin Anett Wildt zu Stande. Neben ihr berichteten die Elternvertreterinnen Corinna Kiewer aus Gefell und Kerstin Lang aus Tanna von der Schule und erzählten aus dem Schulalltag. Im Gespräch und auch dem Rundgang durch die Förderschulklassen, der Werkstufe (Vorbereitung auf die Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung) und den integrativen Grundschulklassen, wurde deutlich, was in der Schule geleistet wird. „Ich bin begeistert und überzeugt von diesem Konzept. Die Gesetzeslage kann niemanden, der sich mit Schule beschäftigt und auskennt zufriedenstellen. Sie haben unsere volle Unterstützung“, sagte Franka Hitzing nach dem Schulrundgang. Sie schlug eine Abstimmung mit Füßen, einen Stuttgart 21 – Protest gegen die aktuelle Situation vor.


Wilfried Seiferth, der als stellvertretender Bürgermeister und FDP-Mitglied in Doppelfunktion an dem Treffen teilnahm, sagte „Die Michaelisschule ist ein Glücksfall, eine Bereicherung für die Stadt. Wir arbeiten kulturell und in vielen anderen Bereichen eng zusammen.“


Der Michaelisstift Gefell betreibt eine weitere Schule in Weimar. Das Johannes-Landenberger- Förderzentrum feiert in der kommen Woche das zehnjährige Bestehen. 118 Schülerinnen und Schüler mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung werden dort unterrichtet. Auch die Fürstin Anna-Luisen-Schule in Bad Blankenburg in Trägerschaft der Evangelischen Stiftung Christopherushof gehört mit in den Diakonie-Trägerverbund, der für eine faire und gerecht finanzierte Zukunft von Schulen und Förderschulen in freier Trägerschaft und für die Orientierung am Elternwillen und gegen Bevormundung eintritt.


Text/ Foto: Sandra Smailes