/suche/

Heimkehr von Renoir und Gauguin

Heimkehr von Renoir und Gauguin

Weimar (dapd-lth). Zehn Reproduktionen von lange als verschollen geglaubten Gemälden berühmter europäischer Impressionisten sind an ihren Originalplatz auf dem Landgut Holzdorf bei Weimar zurückgekehrt. Weitere zehn Kopien von Meisterwerken aus der berühmten Kunstsammlung Krebs, die nach Kriegsende als Beutekunst in die Sowjetunion abtransportiert worden waren, werden bis Juni 2012 folgen.

Mit insgesamt 50.000 Euro Spendengeld wurde die Rückkehr großer Künstler wie Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Pierre-Auguste Renoir ermöglicht. “Wir hätten ja lieber die Originale aus Sankt Petersburg zurück”, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein, Klaus Scholtissek. “Aber auf diesen Wunsch gab es immer ein striktes Nein.”

Die Begeisterung war unüberhörbar, als die drei Kunststudenten aus Sankt Petersburg mit Professorin Tatjana Pozelujewa am Donnerstag ihre Gemälde in den Gobelinsaal vom Landgut Holzdorf hineintrugen. Die Künstler hielten unter anderem Vincent van Goghs “Das weiße Haus bei Nacht” und Paul Cezannes “Selbstbildnis” in den Händen.

An Edouard Manets Gemälde “Isabelle Lemonnier” hat sich die Professorin selbst versucht. Sie schaffte es hervorragend, die Handschrift des Malers zu kopieren. “Manet hatte das Bild mehrfach übermalt, weil er in sein Modell verliebt, sehr aufgeregt und deshalb mit seiner Arbeit nicht zufrieden war”, sagte die Dozentin.

Der Großfabrikant Otto Krebs hatte das Landgut Holzdorf bei Weimar 1917 gekauft und zu seinem Sommersitz umbauen lassen. Bis zu seinem Tod 1941 sammelte er Gemälde europäischer Impressionisten, Skulpturen, Porzellan, Teppiche und mittelalterliche Holzschnitzarbeiten.

Seine Gemäldesammlung umfasste mehr als 100 Meisterwerke und galt als eine der umfangreichsten und bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Deutschlands in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die namhaftesten europäischen Künstler aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren in Holzdorf vertreten – Claude Monet, Henri Matisse, Edgar Degas, Pablo Picasso, Max Liebermann, Emil Nolde und viele andere.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung, die über Jahre sicher in einem Tresor in Holzdorf verwahrt worden war, als Beutekunst nach Russland geschafft und galt 50 Jahre als verschollen.

Die Kunstwelt feierte es als Sensation, als rund 60 der insgesamt über 100 Bilder aus der Krebs-Sammlung 1995 in der Ausstellung “Verschollene Meisterwerke deutscher Privatsammlungen” in der Eremitage in Sankt Petersburg wieder auftauchten. Viele der Bilder waren der Kunstwelt noch ganz unbekannt.

“Die Gemälde sind wunderbar erhalten”, sagte Sabine Maier von der Fachhochschule Erfurt, die die Bilder im September 2011 in Sankt Petersburg gesehen hatte. “Die Restauratoren kümmern sich gut um die Krebs-Sammlung”. Ihren Wert gibt die Professorin mit mindestens 450 Millionen Euro an. 2010 war ein Rodin aus der Krebs-Sammlung in London für drei Millionen Euro versteigert worden. Allerdings ist ungeklärt, wo die restlichen rund 40 Bilder der Sammlung abgeblieben sind.

Zwei bis drei Monate haben die russischen Künstler und Studenten jeweils an einem Bild gearbeitet. Die Auswahl der Gemälde, von denen sie Kopien anfertigten, haben die Künstler gemeinsam mit den Auftraggebern von der Diakonie getroffen, sagt der Initiator der Aktion, Norbert Hetterle. “Wir sind unserem Ziel, die kunsthistorische Bedeutung des Anwesens lebendig zu halten, ein großes Stück näher gekommen.” Im März kommenden Jahres wird die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) die Schau der Öffentlichkeit übergeben.


17.11.2011 | Quelle: dapd