/suche/

Herdergeburtstag

"Der Herdergeburtstag gestern Abend in der Herderkirche und im Herdergarten war für alle Teilnehmenden ein beschwingendes Fest! Festrednerin, Grußworte von prominenten Gästen, Orgelspiel, ein überzeugender Herderpreisträger, das Geburtstagsbuffet, das Trio Sombrasil, die Dekoration im und um den Herdergarten, die Illumination und ein nie dagewesenes Catering - alles zusammen ein Fest der Begegnung, das in dieser Weise einmalig ist - auch in Weimar, das an Festen nicht gerade arm ist. Mein Dank gilt allen, die diesen Abend vorbereitet und mitgestaltet haben: Besonders nennen möchte ich alle Kolleginnen und Kollegen aus Weimar und Altengesees, alle Helfer und Helferinnen aus dem Sozialkontor und aus Holzdorf, Herrn Conrad, Frau Jäschner und als Gesamtkoordinatorin Frau Schmidt", mit diesen Worten beschreibt Dr. Klaus Scholtissek, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein, den diesjährigen Emfang von Diakonie in Kirche anlässlich des Geburtstages von Johann Gottfried Herder. Der Dichter, Theologe sowie Geschichts- und Kultur-Philosoph der Weimarer Klassik wäre zwar bereits 272 Jahre alt geworden, sein Erbe ist in Weimar lebendig und das wird mittlerweile schon traditionell gefeiert.


Festrede von Margot Käßmann

Nach der Begrüßung von Superintendent Henrich Herbst und Grußworten von Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf sowie der stellvertretenden Thüringer Ministerpräsidentin Heike Taubert, gab es eine Festrede. Als Gast war Prof. Dr. Dr. Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjahr 2017, nach Weimar gekommen. Als Aufbruch will Margot Käßmann das Reformationsjubiläum verstanden wissen. Sie versuchte Mut zu machen zu Reformbereitschaft in Gesellschaft und Kirche. "Keine Angst vor Veränderung!" rief sie in die voll besetzte Stadtkirche. Mit Verweis auf Luther forderte Käßmann evangelische Christen auf, sich einzumischen. Die Trennung von Staat und Kirche bedeute nicht, ängstlich zu werden. "Nur wenn wir den offenen, respektvollen Streit um die Wahrheit wagen, sind wir zukunftsfähig." Streitbarer christlicher Glaube sei ebenso reformatorisches Erbe wie freies Denken. Käßmann sprach sich für einen wachen kritischen Geist der Christen aus: "Auch gegenüber der eigenen Tradition". Dazu gehöre es auch, die Bibel historisch-kritisch zu lesen.

Den Dialog der Religionen nannte Käßmann ein herausforderndes Signal für 2017. "Wir feiern die Reformation erstmals nach dem Holocaust", sagte sie und erinnerte an Luthers Schmähschriften über Juden, derer sich Nazi-Deutschland bediente. Heute gebe es den guten Dialog zwischen Christen und Juden, auch das Alte Testament betreffend. Diesen Dialog brauche es auch mit dem Islam. Man müsse jedoch die Reformkräfte in allen Religionen stärken.

Erneuert werden müssen laut Käßmann Gottesdienste. Darin solle gemeinsames Singen der Kern evangelischer Spiritualität sein, sagte sie und zitierte Luther: "Wer singt, betet doppelt". Man brauche Lieder, die man miteinander kenne und singe.

Zuversicht verbreitete Käßmann angesichts der Minderheitensituation von Christen in Deutschland. Man müsse an Luthers Sprachkraft anknüpfen und, wie einst er, neue Medien der Zeit nutzen, um die "Gute Nachricht" der Bibel zu verbreiten. Die jüngste Bibelrevision zeige, "dass Luther der beste Übersetzer ist". Die neue Lutherbibel wird mit einem Fernsehgottesdienst, an dem Käßmann beteiligt ist, am 30. Oktober in Eisenach eingeführt. Einen Tag später wird in Berlin das Reformationsjahr eröffnet.


Herderförderpreis verliehen

Zum sechsten Mal wurde am Herdergeburtstag der Herder-Förderpreis der evangelischen Kirche verliehen. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wurde am Donnerstag in Weimar an den Brasilianer Mariano González, Student an der Weimarer Hochschule für Musik, für seine Bachelorarbeit zur Kirchenmusik in der Renaissance. Darin hat er sich mit Musik und Eucharistie bei dem italienischen Komponisten der Spätrenaissance Girolamo Frescobaldi sowie bei dem französischen Komponisten Olivier Messiaen beschäftigt. Die Laudatio auf den Preisträger hielt der Professor für Musikwissenschaften der Hochschule Albrecht von Massow.