Teil der großen und kleinen Köche und Bäcker aus verschiedenen Ländern, deren Rezepte jetzt in einem internationalen Koch- und Backbuch verewigt wurden, vor der "Begegungsstätte Beulwitz" in der Prinz-Louis-Ferdinand-Straße in Saalfeld. Foto: Thomas Spanier
Multi-Kulti-Kochen in Saalfeld
Albanische Leber, Tansanische Kürbissuppe, Arabischer Honigkuchen und gut 30 weitere Gerichte vereint ein Koch- und Backbuch, das am Donnertag von internationalen Hobbyköchen im Saalfelder Ortsteil Beulwitz vorgestellt wurde.
Saalfeld. Wofür braucht man ein gutes Kilo frischen Blattspinat, fünf Zwiebeln, je fünf Teelöffel Butter und Rosenpaprika, 320 Gramm Butter, acht Eier, 625 ml Milch, 375 g Joghurt und 15 Stück Yufka-Teigblätter? Ganz einfach: ein türkisches Ispanakli Börek für 15 Personen.
Die Teigblätter mit der gewaltigen Spinatfüllung gehören zu den knapp 40 internationalen Gerichten, die ein wohl einmaliges Koch- und Backbuch enthält, das gestern in der Begegnungsstätte der Diakonie im Saalfelder Kasernengelände an der Prinz-Louis-Ferdinand-Straße vorgestellt wurde.
"Beulwitz is(s)t vielfältig und bunt" heißt das Büchlein, das in einer Auflage von 300 Stück gedruckt wurde und zum Preis von fünf Euro gekauft werden kann. Darin finden sich solch lecker klingende Kreationen wie Albanische Leber, Tansanische Kürbissuppe oder Arabischer Honigkuchen.
Zusammengetragen hat die Rezepte über mehrere Jahre Claudia Pensold von der Gemeinwesenarbeit der Diakoniestiftung, die die Begegnungsstätte betreibt. Angefangen habe alles mit einem offenen Angebot für Kinder, die in dem Saalfelder Stadtteil aus etwa 30 verschiedenen Nationen kommen. "Die Kinder waren begeistert vom gemeinsamen Kochen", erzählt Pensold. Danach seien die Jugendlichen gekommen, schließlich die Erwachsenen. Immer wurde etwas anderes in der Begegnungsstätte gekocht oder gebacken, nie kam der Spaß zu kurz.
Der Weg bis zum nun schon fast wieder vergriffenen Buch war dennoch ein weiter. "Migranten kochen zumeist aus dem Bauch heraus, nach Gefühl", sagt die Sozialarbeiterin. Abgesehen davon, dass viele weder Lesen noch Schreiben können, spielen Mengenangaben eher eine untergeordnete Rolle. Man ahnt, wie viel Mühe es kostete, bis jedem Rezept nun auch die exakten Zutaten zugeordnet werden konnten. Bis zur Drucklegung vergingen nicht zuletzt deshalb Jahre.
Entstanden ist das Buch, das gestern von einem Teil der großen und kleinen internationalen Hobbyköche präsentiert wurde, in Zusammenarbeit mit der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein und dem Bildungszentrum Saalfeld. Mit dem Projektansatz "Nachhaltigkeit" sollte die Vielfalt und Multikulturalität in einem Stadtteil wie Beulwitz zusammengefasst werden. Neben den typischen Speisen aus dem Ursprungsland der Neu-Beulwitzer geht es um Religion, Kultur und interessanten Geschichten des Herkunftslandes.
"Das Thema Essen und Trinken ist eine Möglichkeit vielleicht die einfachste fremdkulturelle Erfahrungen am eigenen Leib zu erleben. Nicht selten fungiert die Küche als Begegnungsstätte. Ich werte das Kochbuch und die damit verbundenen Aktivitäten auch als wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Saalfelder Erklärung für Toleranz und Zivilcourage und gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus", erklärte Bürgermeister Matthias Graul (parteilos), der zur Buchvorstellung dabei war.
Ermöglicht wurde das Projekt übrigens auch durch Schüler des Erasmus-Reinhold-Gymnasiums in Gorndorf, die einen Teil ihres Erlöses aus dem Spendenlauf 2007 spendeten und so den Anstoß gaben.
Monika Tippelt, die Schulleiterin der Unesco-Schule, möchte das Thema am liebsten bei Projekttagen Ende April aufgreifen. Die stehen unter dem Motto: "Weltbewusst Essen und Leben".
Thomas Spanier / 24.02.12 / OTZ