Bei einem Festgottesdienst in Altengesees am 06. Juni 2009 wurde Norbert Hetterle feierlich in den Ruhestand verabschiedet.
"Nun habe ich es geschafft, endlich meine letzte Rede zu Ende zu bringen." Als Norbert Hetterle dies sagt, sind zwei Stunden des Festgottesdienstes abgelaufen, in dessen Mittelpunkt jener Mann steht, der sich vom Studenten über den Revolutionär, der 1989 die Stasi-Dienststelle Lobenstein mit auflöste, und den Berufspolitiker zu einem Sozial-Unternehmer entwickelte: Norbert Hetterle.
Es könnten 500 Gäste sein, die extra ins 200-Seelen-Dorf Altengesees gekommen sind, um Abschied zu nehmen vom Vorsitzenden des Vorstandes der Evangelischen Stiftung Christopherushof und des Michaelisstiftes Gefell sowie dem Sprecher der noch jungen Diakoniestiftung Weimar/Bad Lobenstein. "Hohe Verdienste um gelebte Diakonie" habe er sich erworben, würdigt Dr. Klaus Scholtissek, Vorstand des Christopherushofes und Michaelisstiftes sowie Geschäftsführer der Diakoniestiftung, seinen Kollegen, der sich per 1. August in den Ruhestand begeben wird. Mit der "Rose von Jericho" vergleicht Rektor Axel Kramme das Wirken von Norbert Hetterle: Überleben auch in schwierigsten Zeiten und immer bemüht, neue Blüten, neues Leben zu entfalten.
Geschlagene zehn Minuten benötigt Alexander Graf zu Castell-Castell von der Geschäftsführung der Diakoniestiftung Weimar/Bad Lobenstein, um alle namhaften Ehrengäste dieses Festgottesdienstes zu begrüßen, der zum Jahresfest stattfindet, "in das sich Wehmut mischt", weil Norbert Hetterle in den Ruhestand verabschiedet wird. Vor der Predigt von Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg gibt es eine kleine Aufführung der Theatergruppe.
Ein Talk wird inszeniert zwischen "Professor Flexibel" und "Dr. Gutding", die sich streiten zum Thema "Wandel und Veränderung oder Beständigkeit - Was ist besser für unsere Zeit?" Eine Frage, die sich wie ein roter Faden durch diesen Festgottesdienst zieht. "Man sieht erst rückblickend, wie viele Dinge gelaufen sind, ob Weichenstellungen richtig waren, wo sich die entscheidenden Punkte befanden", sagt Oberkirchenrat Grüneberg und dankt: "Herr Hetterle, sie können sagen, es ist gut geworden." Als 1994 der Landrat Norbert Hetterle Abschied von der Berufspolitik nimmt, wird er zunächst Chef in den Werkstätten Altengesees. Seither sind die Kreise seines Tätigkeitsfeldes immer größer geworden. Erstaunenswert sei, so sagt es Oberkirchenrat Grüneberg, wie groß das Tätigkeitsfeld geworden ist, "in das Norbert Hetterle Liebe, Kraft und Zeit gesteckt hat, gemeinsam mit seiner Frau." Dann wird Norbert Hetterle eine besondere Ehrung zuteil: der Oberkirchenrat verleiht ihm das Goldene Kronenkreuz, die höchste Auszeichnung des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Sozialministerin Christine Lieberknecht sieht in Norbert Hetterle einen Mann, "der immer in einer großen Familie gelebt und gearbeitet" hat und der "enorm bereit war zu Veränderungen". Immerhin habe Hetterle zuletzt die Verantwortung für 80 Einrichtungen mit 1.500 Mitarbeitern gehabt. Der Blick auf den anderen, der Blick fürs gemeinsame sei Norbert Hetterle nie abhanden gekommen.
Norbert Hetterle geht in den Ruhestand, aber er wird sich nicht ganz zur Ruhe setzen. Denn wie Helmut Schmidt als Vorsitzender des Stiftungsrates Christopherushof und Michaelisstift sowie Vorsitzender des Aufsichtsrates der Diakoniestiftung Weimar/Bad Lobenstein sagt, wird Hetterle künftig als berufenes Mitglied im Stiftungsrat mitwirken. "Er ist Vorbild in den Stiftungen und ausgesprochen beliebt", freut sich Schmidt auf die weitere Zusammenarbeit und streicht heraus, dass Hetterle "bei allen betriebswirtschaftlich zu beachtenden Zahlen immer den Menschen an erster Stelle gesehen" habe.
"Mit Gottvertrauen, gesundem Menschenverstand und festem Willen", so erinnert sich Norbert Hetterle, hatte er sich 1994 als Neuling auf das Gebiet der Arbeit mit Behinderten gewagt. Er absolvierte eigens eine sonderpädagogische Zusatzausbildung, um die Aufgaben noch besser bewältigen zu können. Hetterle schildert persönliche Erlebnisse der vergangenen Jahre mit Behinderten und dankt diesen persönlich dafür, "dass ich diese tiefen Erfahrungen mit euch machen durfte". Er habe den Wunsch gehabt zu zeigen, "dass es in der sozialen Marktwirtschaft möglich ist, menschlich sozial zu handeln".
Norbert Hetterle hat in der Arbeit mit behinderten Menschen in Thüringen Spuren hinterlassen. Er hat seine letzte Rede gehalten. Aber er wird nicht das letzte Wort gesprochen haben. . .
Von OTZ-Redakteur Peter Hagen Altengesees
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