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Seit 62 Jahren in Altengesees

Waldemar Lämmerhirt gehört zu den ältesten Einwohnern in Altengesees, gleichzeitig ist er ein Urgestein der Wohnstätten für Menschen mit Behinderung im Ort. Im Dezember 1953 ist er von Weimar nach Altengesees gekommen und lebt seitdem dort.
Am 22. Dezember konnte er seinen 80. Geburtstag feiern. Es waren keine Familienangehörigen dabei. Er hat nur noch seine Nichte. Die ist aber zu alt, um noch oft nach Altengesees zu kommen. „Früher sind wir ab und zu nach Weimar gefahren, um dort Waldemars Mutter und auch seine Nichte zu besuchen. Doch nun ist alles schwieriger geworden, wie das eben bei allen älteren Leuten passiert“, sagt Frank-Michael Schmidt, Leiter der Wohnstätten in Altengesees. Er arbeitet seit 1986 dort und kennt den Waldemar ebenso lange.



Wer vor dem zweiten Weltkrieg mit einer geistigen Behinderung zur Welt gekommen ist, hatte keine große Chance auf ein langes Leben. Die Nazis haben Menschen mit Beeinträchtigungen verfolgt, gequält und getötet. Umso größer ist die Freude, dass Waldemar diesem Schicksal entgangenen ist und nun einen so hohen Geburtstag erleben darf. Das wurde am Dienstag gebührend gefeiert. Dazu waren die neun Mitbewohner seiner Wohngruppe im Werner-Stäbler-Haus, Mitarbeitende, aber auch sein Betreuer und langjähriger Wohnstättenleiter Wolfgang Böttner sowie ehemalige Mitarbeiter und ein Vertreter der Kirchgemeinde eingeladen. Natürlich war auch Bettina Schmidt, die Geschäftsbereichsleiterin Eingliederungshilfe der Diakoniestiftung zum Gratulieren gekommen. Es gab eine Kaffeetafel, später ein gemeinsames Abendessen und dazu wurde von früher erzählt, viel gelacht und auch angestoßen. Die Gäste wissen womit sie ihm eine Freude machen können: einen Kalender, Fotos, Süßigkeiten, aber auch Blumen hatten sie mitgebracht.


Waldemar ist mit einer geistigen Behinderung zur Weltgekommen, hat eine Hilfsschule besucht und hat lange bei seiner Mutter gelebt. Als das für beide zu anstrengend wurde, kam er in das Erziehungsheim der Evangelischen Stiftung Christopherushof in Altengesees. „Dort hat Waldemar stets in der Küche gearbeitet und seinen Dienst gern getan. Er ist ein aktiver Bewohner der oft mit uns verreist und viel gewandert ist.“
Mit Erreichen des 65. Lebensjahres ist er aus dem Werkstattbetrieb ausgeschieden. Als Rentner besucht er wochentags die Tagesstätte für alt gewordene Menschen mit Behinderung in der Bad Lobensteiner Karl-Marx-Straße. Er hört gern und oft zu laut Musik, sieht bestimmte Serien im Fernsehen an und freut sich täglich auf die Zeitungsschau. Kurze Texte kann er selbst lesen.
Waldemar Lämmerhirt ist in den Jahren zum Altengeseeser geworden, hier ist er Zuhause, viele der anderen 41 Bewohner und einige Betreuer sind ein Ersatz für die Familie und gute Freunde. Zusammen wird auch das Weihnachtsfest mit Gottesdienst in der Kirche, Weihnachtsmannbesuch und schönem Essen.


Text: Sandra Smailes
Bild (von der Kaffeetafel, Waldemar an der Stirnseite): Frank-Michael Schmidt