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Tafel Weimar wackelt

Die Tafel Weimar besteht seit 25 Jahren! Grund zum Innehalten, zur Dankbarkeit, aber auch für klare Worte: Die Tafel wackelt, benötigt dringend Unterstützung! 
„Eine große Feier ist in dieser herausfordernden Zeit nicht möglich und doch wollen wir den Anlass nutzen und unseren Dank und unsere Bitten zum Ausdruck bringen. Denn 25 Jahre Tafelarbeit in Weimar bedeuten: 25 Jahre Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, 25 Jahre Suche nach Unterstützern, 25 Jahre Ringen um ausreichend Waren, Fahrzeuge und Spendengelder, 25 Jahre ehrenamtliches Engagement von vielen Dutzend Menschen, ohne die diese Arbeit nicht möglich wäre“, sagt Bettina Schmidt, Geschäftsführerin der Diakonie Landgut Holzdorf, dem Träger der Tafel und des Sozialkontors am Donnerstag, anlässlich des 25. Geburtstages.
Seit der Gründung, die einer Initiative der evangelischen Kirchengemeinde Weimar zu danken ist, ist der Bedarf stets gewachsen. Wurden damals etwa 500 Menschen mit Lebensmitteln versorgt, so zählt die Tafel gegenwärtig mehr als 2000 Personen, die regelmäßig zur Lebensmittelausgabe kommen. Unterstützt wird, wer den Tafelpass vorweisen kann. Hat man diesen, ist die Bedürftigkeit nachgewiesen und man kann regelmäßig zur Warenausgabe kommen. Diese hatte am Donnerstag ab 12:30 Uhr geöffnet. Schon viel früher waren die ersten Frauen und Männer auf dem Gelände, um auf ihre Lebensmittel: Brot, Käse, Obst und Gemüse, Joghurt, Milch, auch Fertigprodukte, Blumen und Süßigkeiten zu warten. Diese werden von rund 30 Supermärkten und Bäckereien angefahren. Dafür sind zwei Fahrzeuge unterwegs und diese fahren etwa 2000 Kilometer pro Monat. Etwa 40 ehrenamtliche Helfer unterstützen den Dienst. 
Das alles läuft ist neben Marco Modrow, der seit zehn Jahren die Tafel leitet, auch den Mitarbeitenden, meist in Arbeitsmaßnahmen beschäftigt, und ehrenamtlichen Helfern zu verdanken. Allen voran Gabriele Heintze, die Else genannt wird, und seit mehr als zehn Jahren dort täglich Dienst tut – ehrenamtlich. Else kam nach der Wiedervereinigung in keine feste Arbeitsstelle mehr, war mit ihrem Mann irgendwann zur Tafel gegangen um Lebensmittel zu holen. „Die Warterei, das Anstehen wurden uns langweilig, da haben wir beide begonnen uns nützlich zu machen, zunächst haben wir die leeren Kartons gefaltet und dann Schritt für Schritt immer neue Aufgaben übernommen“, sagt sie.
2015 ist ihr Mann an einem Krebsleiden gestorben, Gabriele kam weiter zur Tafel und fand dort Trost, im vergangenen Jahr starb ihre Mutter und nun sei die Tafel beinahe ein Familienersatz, erzählt sie, mit Tränen in den Augen. 
„Else hat alles im Blick und ist eine große Stütze. Sie weiß viel, kennt jeden hier, wir sind ihr sehr, sehr dankbar“, sagt Marco Modrow, als ihr für ihren unermüdlichen Einsatz mit einem Geschenk gedankt wird.
Es gab nur eine kleine Runde zur Feier des Tages mit den ehrenamtlichen Helfern, eine Bratwurst, Glühwein oder Kaffee – mehr geben die Zeiten nicht her. 
Die Tafel befindet sich in einer schwierigen finanziellen Situation. Zum einen ging im Frühjahr das Kühlfahrzeug kaputt und es musste schnell Ersatz her, dafür gab es zahlreiche Spenden, doch das reichte nicht aus. Es musste Geld zugeschossen werden. Zum anderen setzt die Corona-Zeit der Tafel zu. „Wir haben ein riesengroßes Loch in unserer Kasse. Es sind sämtliche Benefizveranstaltungen und Spender weggebrochen. Der erneut ausgefallene Umzug zum Martinstag bedeutet für uns, dass die sonst zu Gunsten der Tafel gespendeten Kollekte, bis zu 5000 Euro einfach nicht bei uns ankommen. Dazu kommt, dass die Tafel auch aus Einnahmen des Sozialkontors und der Kleiderkammer finanziert werden – durch lange Schließzeiten fehlen die Einnahmen“, sagt Bettina Schmidt und bittet um Unterstützung. Das Geld wird für die laufenden Ausgaben, die Unterhaltung der Fahrzeuge und Betriebskosten benötigt.
Spenden sind herzlich willkommen:

Konto der Diakonie Landgut Holzdorf gGmbH
Sparkasse Mittelthüringen
IBAN: DE91 8205 1000 0125 0063 73
BIC: HELADEF1WEM
Spendenstichwort: Weimarer Tafel

>>> zum Interview mit Marco Modrow, seit zehn Jahren Leiter der Tafel