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Tagespflege in Gefell entwickelt sich

Gefell. Das Kaninchen wurde gern gestreichelt und gefüttert, bei dem Wachtelpärchen war man etwas zurückhaltender. Generell aber war es ein schönes Erlebnis und eine willkommene Abwechslung im Alltag, sich mit den drei Tieren zu beschäftigen. So sah es der Tagesplan in der Gefeller Tagespflege vor.

Seit einem Monat besteht sie mittlerweile im Gefeller Michaelishaus. Sie hat sich seitdem in der Ausstattung vervollkommnet und erste sieben Stammgäste gefunden. Als „solide kleine Brötchen“ beschreibt die Leiterin Ramona Kleinhenz sehr bescheiden die Entwicklung über den ersten Monat.

Nach und nach spricht sich das Angebot offenbar herum, deshalb gibt es viele Nachfragen und mehrere Voranmeldungen. Vor allem aber kommen jetzt schon fünf ältere Frauen und zwei Männer regelmäßig hierher. Ihr Grad der benötigten Hilfe ist sehr unterschiedlich. Auch wer noch keine Pflegestufe hat, nimmt die Hilfe im Alltag gern an und ist dankbar für abwechslungsreiche Stunden ohne Einsamkeit, denn meist sind die betreuenden Angehörigen ja tagsüber außer Haus. Darüber ­hinaus ist der Umgang mit anderen Menschen auch schon bei beginnender Demenz oder anderen Beeinträchtigungen in jedem Fall eine Förderung. Aber auch Menschen mit den Pflegestufen 1, 2 und 3 sind Stammgäste geworden bei Ramona Kleinhenz und ihren beiden Kolleginnen.

Die 80-jährige Annelore Wietzel aus Hirschberg gehört dazu. Zu Hause wird sie hingebungsvoll von ihrem Mann betreut. Aber hier, in der Gemeinschaft gefällt es ihr auch sehr gut, wie sie OTZ gegenüber versichert. „Alle sind lieb und freundlich, und es ist auch schön lustig hier“, sagt sie.

Jeder Tag der Woche steht in den gemütlichen Räumen, die groß genug sind, um auch Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, unter einem anderen Thema. Dementsprechend kommen auch Senioren, die im Michaelishaus der Diakoniestiftung wohnen, zum Kreis der Tagespflegegäste hinzu. Am Mittwoch war zum Beispiel der Tag mit Haustieren. Das Kaninchen und das Wachtelpärchen wurden begutachtet, gestreichelt, auf den Arm genommen und gefüttert. Dazu unterhielt man sich natürlich über diese und andere Haustiere. Heute geht es um Märchen, hinterlassen die doch bei Menschen nicht nur im Kindesalter, sondern für das ganze Leben Eindrücke. Morgen ist das Thema Sommer an der Reihe. Den will man, egal wie das Wetter wirklich ist, mit selbst hergestelltem Eis und leckeren Cocktails feiern.

Die Mitarbeiterinnen sorgen vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag für ihre Gäste. Sie werden zu Hause abgeholt, dann gibt es gemeinsam Frühstück, anschließend eine Zeitungsschau und die Beschäftigungen mit dem jeweiligen Thema des Tages. Nach dem Mittagessen kann man die Mittagsruhe nach eigenem Gefallen auf dem Sofa oder im Sessel – bei Bedarf auch im Bett – verbringen. Am Nachmittag macht man Spaziergänge, Würfelspiele oder anderes. Schließlich gehört auch das gemeinsame Kaffeetrinken noch zum Tagesablauf.

„Die Angehörigen setzen sich oft noch eine Zeit zu uns, um zu erleben, wie die Betreuten bei uns aufgehoben sind. Darauf legen wir auch viel Wert“, sagt Ramona Kleinhenz. „Es ist ja wichtig, sich über individuelle Bedürfnisse und den Pflegebedarf auszutauschen.“

Judith Albig / 30.07.15 / OTZ