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Vom Leben und Arbeiten mit Covid-19

Corona in den besonderen Wohnformen der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein

Unter unseren 25 kleinen oder großen Dächern leben 435 Menschen mit Betreuungs- und Unterstützungsbedarf. In 23 dieser besonderen Wohnformen ist der Coronavirus unbemerkt eingedrungen und hat das Leben und Arbeiten in den Häusern, besonders in der Advents- und Weihnachtszeit anders werden lassen. So richtig kann man diese Zeit und Situation nicht in Worte fassen. 
Es ist/ war alles dabei: viel Emotionalität, Einschränkungen, Isolation, allein sein, andere Abläufe, extreme Situationen, hohe Arbeitsbelastung, schwitzen unter Vollschutz, Maske, Brille, jeden Tag neu planen, Trauer über Menschen, die nicht mit uns in das neue Jahr gehen, Freude, wenn Quarantänen wieder aufgelöst werden, aber auch Ängste, Resignation, Empörung, Egoismus ... 
Die Viruserkrankung äußerte sich in leichten und schweren Verläufen, es gab Menschen, die keinerlei Symptome zeigten. Sieben Menschen aus unseren Einrichtungen sind durch oder mit dem Corona Virus gestorben.  
Trotz umfangreicher Maßnahmen zur Infektionsvermeidung - und dies schon seit März 2020 - ist es in besonderen Wohnformen nur bedingt möglich, eine Ausbreitung zu verhindern. Dies ist unter anderem der agileren Lebensweise der Menschen mit Behinderung/ Beeinträchtigung geschuldet. Die Klienten leben miteinander und nicht nebeneinander. Soziale Beziehungen untereinander machen das Zusammenleben und diese Arbeit aus. 
Die Pandemie mit ihren Folgen hinterlässt Spuren. Es tut gut, wenn Zusammenarbeit  funktioniert, wenn Hilfsbereitschaft (auch ungefragt) da ist, wenn unbürokratisch Entscheidungen getroffen werden, wenn Notlagen erkannt werden, wenn es Zuspruch, unerwartete Gesten gibt, wenn Menschen da sind. 
Für viele war es nicht wirklich ein WeihnachtsFEST, dann wenn das Bangen um die Gesundheit auch in die Nächte hineingeht, wenn die Dienstabsicherung in Gefahr ist, wenn in dieser Zeit Zimmerisolation besteht, wenn Berührungen fehlen, kein Besuch möglich sind und die Gemeinschaft fehlt, wenn alle Mitarbeitenden in ihrer „Raumfahrerkleidung“ gleich aussehen oder die innere Ruhe zum Genießen fehlt. 
Unser herzlicher Dank gilt all denen, die mit „am Start waren/ sind“ und dies in verschiedenster Weise. An erster Stelle DANKE den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, für ihren Dienst unter der hohen Belastung und an alle, die „eingesprungen“ sind. DANKE für Unterstützung von „außen“, für Gebet, Zuspruch und Wertschätzung. Unsere Wünsche zur baldigen und vollständigen Genesung gelten allen, die noch erkrankt sind oder ihre Kräfte wieder auffüllen müssen. 
Dieser mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Corona Virus hat uns Menschen und unser Leben verändert. Zu einem guten Krisenmanagement gehört es, positives mitzunehmen und negatives aufzuarbeiten. Dies werden wir tun.

Besondere Wohnformen - für die meisten Menschen ein noch unbekannter oder ungewohnter Begriff für Wohneinrichtungen in denen Menschen mit verschiedensten Unterstützungsbedarf leben. Das Bundesteilhabegesetz strebt einen Paradigmenwechsel in der Eingliederungshilfe an. Unsere Häuser sind das Heim, das Zuhause seiner Mieter, aber kein Heim wie es umgangssprachlich z. B. für Seniorenheime verwendet wird. Die Finanzierung unterscheidet sich ebenso wie die personelle Ausstattung. 
In der Öffentlichkeit ist dies meist nicht bekannt und es werden Erwartungen besonders an die medizinische Betreuung gestellt. Wir passen nicht „ins Raster“, haben keine laute Lobby und werden deshalb mitunter vergessen, in Gesellschaft, Politik, in Gesetzen und Verordnungen. 
Dies wird besonders in der Pandemie deutlich. Hier liegt noch ein gutes Stück (Aufklärungs-)Arbeit vor uns.

Kerstin Walther, Qualitätsmanagement Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein und verbundene Gesellschaften