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Wann ist Eingliederungshilfe nachhaltig?

Übertragen auf die Arbeit in unseren Besonderen Wohnformen und ihren tagesstrukturierenden Angeboten, den Beratungsstellen und im Ambulant betreuten Wohnen stellt sich die Frage: Wann wirkt sich unser Tun und Wirken nachhaltig aus? Ist es dann positiv oder vielleicht auch negativ „nachhaltig“? Was ist eine gute „soziale Arbeit“? Wann ist sie von hoher Qualität?
Wir sind als Einrichtung der Leistungserbringer und erhalten zum einen den Auftrag des Leistungsträgers (Kostenträgers) und der Leistungsempfänger (Klienten bzw. Ratsuchende). Unser Auftrag liegt hauptsächlich darin, den Menschen in seiner Teilhabe am Leben, sowie in seiner Selbstbestimmung zu unterstützen und zu begleiten. Dies erfolgt im Konsens mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten.
Die Basis dafür sind Professionalität, Fachlichkeit, aber auch Menschenkenntnis und ein gesunder Menschenverstand, gemeinsame Werte, Kommunikation, die UN Behindertenrechtskonvention, Barrierefreiheit, Engagement, würdevoller Umgang, Ehrlichkeit, Vertrauen, Bedacht …, aber auch Vorbildwirkung, Humor, Streitkultur.
In der sozialen Arbeit lassen sich kaum Kennzahlen, sogenannte harte Faktoren für Erfolg oder Mißerfolg für Nachhaltigkeit benennen. Im Energiesektor kann leicht erkannt werden, wenn der Stromverbrauch sinkt.  
In der Eingliederungshilfe sind es eher die weichen, nicht messbaren Größen, die unsere Arbeit ausmachen und deren Wirkungen, flüchtig betrachtet, oft nicht erkennbar sind. Ein stärkendes oder tröstendes Wort eines Mitarbeitenden zu einem Klienten kann sehr nachhaltig für diesen sein, ihm Kraft und Selbstbewusstsein geben. 
Das Beibringen des Schleifebindens oder die Zubereitung einer Mahlzeit sind für uns „kleine Sachen“. Für die betreffende Person aber nachhaltig und sie wirken sich auch auf längere Zeit stark aus, nämlich dann, wenn er dies allein kann und keine Hilfe mehr benötigt. Seine Selbständigkeit nimmt zu.
In der Begleitung der uns anvertrauten Menschen sind es die sich häufig wiederholenden Impulse, Motivation, Unterstützung, die aus einer Handlung ein langes, ein nachhaltiges Ergebnis bewirken. 
Aber auch im Arbeitsalltag spielt Nachhaltigkeit eine, wenn auch anders gemeinte Rolle. Wir achten auf schonenden Umgang vorhandener Ressourcen, so zum Beispiel durch  doppelseitigen Ausdruck auf Recyclingpapier oder die Reduzierung langer Fahrten durch Videokonferenzen.
Soziale Arbeit ist nachhaltig, menschlich nachhaltig. Man könnte es vergleichen mit einem Samenkorn: Wir haben das Vertrauen, dass es sich unter guten Bedingungen zu  einer großen, starken Sonnenblume entwickelt und uns am Ende Freude und wieder neuen Samen gibt.  
Kerstin Walther; Qualitätsbeauftragte im Bereich Eingliederugshilfen