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Weimar feiert 250. Geburtstag von Johannes Falk

Dr. Scholtissek: „Falk hat Maßstäbe gesetzt“

Weimar. Ganz im Zeichen des 250. Geburtstages von Johannes Falk standen gestern der Gottesdienst mit Pfarrer Axel Kramme in der Stadtkirche sowie ein Empfang im benachbarten Interimsrathaus, zu dem Oberbürgermeister Peter Kleine und der Falkverein eingeladen hatten. Die Festgesellschaft stieß dort in ebenso großer wie fröhlicher Runde auf das Jubiläum den Sozialreformers, Schriftstellers, Diplomaten und Satirikers an. Dieser kam 1768 in Danzig zur Welt und 1797 nach Weimar. Kleine würdigte den Begründer der Jugendsozialarbeit für seinen Ansatz, Waisen mit seiner „Gesellschaft der Freunde in der Noth“ Hilfe zur Selbsthilfe angeboten zu haben. Manche Hilfe heutzutage sei so, dass die Empfänger „verlernen, selber zu recht zu kommen“, so Kleine.

Christine Lieberknecht (Beirat Falkverein) hob hervor, dass der Jubilar in einer Stadt, die viele eher mit Literatur, Musik und Bildender Kunst verbinden, eine Pionierleistung in der Sozialpolitik geleistet habe. Dass Waisenkinder lesen, schreiben, rechnen und ein Handwerk gelernt haben sowie an die Religion herangeführt wurden, zeige seinen ganzheitlichen Ansatz, der bis heute Basis der modernen Diakonie sei. „Falk hat Maßstäbe gesetzt“, bekräftigte aus deren Reihen Dr. Klaus Scholtissek, Vorsitzender der Geschäftführung der Diakoniestiftung, der darauf verwies, dass Falk in schwierigster Zeit 500 Waisen betreut habe. Dessen Anspruch „fördern und fordern“ sei ein bis heute aktueller.

Der Falkverein, der gestern 20 Jahre alt wurde, sieht sich in all diesen Traditionen – und Problemen wie einst Falk gegenüber, berichtete der Vorsitzende Paul Andreas Freyer. Falk habe sich darüber hinweggesetzt, wem er helfen durfte und wem nicht. Auch der gemeinnützige Verein stehe bei spontaner Hilfe immer wieder vor bürokratischen Hürden, die ihn vermutlich dazu zwingen, für etliches Geld seine Satzung zu ändern. Zum Jubiläum übergab Freyer mit Schatzmeister Alexander von Medem 2000 Euro für die Kinderferienzeit der Diakonie sowie 1500 Euro für den Ferienpass.

Weimar würdigt seinen Ehrenbürger im Stadtbild durch die Falkstraße, als Namensgeber des Sozialkontors, eines Kindergartens, einer Grundschule und mit dem Denkmal am Graben. Kinder der Stadt feierten den Jubilar gestern mit dem Verein bei einem Umzug, der vom Denkmal zu Falks Grab auf dem Historischen Friedhof führte. Das Sozialkontor Johannes Falk und der Kindergarten Johannes Falk stehen unter Trägerschaft der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein.

Text: Thüringer Allgemeine / Susanne Seide / 29.10.18