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Wirkt das Pflegestärkungsgesetz?

Seit sechs Monaten mehr Geld für die Pflege

Pflegestärkungsgesetz (seit 1. Januar 2015 in Kraft) bringt Änderungen für Altenhilfe-Angebote

Martin Gebhardt, Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein gGmbH, Chef von acht Seniorenzentren, vier Sozialstationen und verschiedenen anderen ambulanten Angeboten in Thüringen, zum Pflegestärkungsgesetz, das vor einem halben Jahr in Kraft getreten ist.

Was hat das Pflegestärkungsgesetz gebracht?

Mit Inkrafttreten des Pflegestärkungsgesetzes wurde die ambulante Versorgung für pflegebedürftige und alte Menschen erneut gestärkt. Patienten mit einer Pflegestufe erhalten zusätzliche Leistungen, die zum Beispiel für Hilfe im Haushalt, Begleitdienste und Spaziergänge, Einkaufs- oder Botengänge und Hilfe bei Anträgen oder Beratungen genutzt werden können. Wichtig ist, dass diese Leistungen nur von ambulanten Pflegediensten, wie unseren Sozialstationen oder niedrigschwelligen Betreuungsangeboten erbracht werden können.

Was heißt das?

Das hilft den Menschen, länger zu Hause leben zu können, weil sie sich mehr Unterstützung ins Haus holen. Das hat Auswirkungen auf die Aufstellung der gesamten Branche, neben der Pflege werden auch endlich andere unterstützende Tätigkeiten sehr wichtig. Um pflegebedürftige und alte Menschen so lange wie möglich zu Hause versorgen zu können, entstehen zudem zusätzliche Tagespflege-Angebote.

Was bietet die Tagespflege?

In der Diakoniestiftung verbinden wir die Tagespflegen wenn möglich mit Quartiersangeboten. Zuerst wird ja in der Tagespflege neben der Betreuung auch medizinische Behandlungs- und Körperpflege geboten. Es gibt dort aber auch Beratung und Begegnung aller Generationen, Angebote für Jung und Alt, die Zusammenhalt und Lebensfreue vermitteln sollen. Die finanzielle Ausstattung der Tagespflege ist seit 1. Januar 2015 deutlich besser gestellt. Deshalb werden diese häufiger genutzt und es entstehen die neuen Einrichtungen. Nach unserer Tagespflege in Saalfeld, eröffnen wir zum 1. Juli eine Tagespflege in Gefell, außerdem im Herbst in Erfurt, Quartiershaus am Ringelberg und 2016 in Weimar im Kirschbachtal.

Gibt es Veränderungen in den bestehenden Einrichtungen?

Wir merken, dass die Menschen immer später in die Einrichtungen des Betreuten Wohnens und in die Heime einziehen. Ja, sie können zu Hause wirklich gut betreut werden. Das Nutzerverhalten verändert aber besonders die Struktur der stationären Altenhilfeeinrichtungen. Die Bewohner sind älter und gebrechlicher wenn sie einziehen, und sie leben dort oft nicht mehr so lange. Das fordert von den Mitarbeitenden eine hohe Kompetenz bei der sehr individuellen Begleitung in der letzten Lebensphase. Diese Aufgabe kann nur mit Hilfe der Familien, ehrenamtlicher Helfer, Pflegebegleiter und der ambulanten Hospizdienste gut erfüllt werden.
Noch nicht berücksichtigt wird auch der bürokratische Aufwand, der mit deutlich mehr Einzügen von Heimbewohnern verbunden ist und die psychische Belastung der Mitarbeiterinnen, die sich immer rascher von den Ihnen anvertrauten Menschen trennen zu müssen.

Was raten Sie?

Ich empfehle allen alten und hilfebedürftigen Menschen und genauso deren Angehörigen, sich gut zu informieren, damit sie die für Sie passenden Hilfeformen finden und das richtig nutzen können, was die Kranken- und Pflegekassen an Leistungen ermöglichen. Bei uns informieren Sie die Mitarbeiter der Sozialstationen in Bad Lobenstein, Saalfeld, Weimar-Blankenhain und Weida gern darüber.


Kontakt: Martin Gebhardt, Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein gGmbH, Tel. 03643 2410130, M.Gebhardt@diakonie-wl.de

Interview: Sandra Smailes