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Mehr als ein Seniorenwohnhaus

Vor drei Jahren, am 17. Januar 2020, wurde das Diakonie-Quartiershaus Wannenbad in Wurzbach eingeweiht. Damit hat die Diakoniestiftung ein modernes Gebäude geschaffen, das mehr ist, als ein Seniorenwohnhaus. Im Zentrum der kleinen Stadt sind gleich mehrere Möglichkeiten entstanden, die das Leben und Wohnen im Alter verbessern können. Es gibt zehn Wohneinheiten mit barrierearmen, seniorengerechten Ein- und Zweiraumwohnungen, die alle einen Balkon haben. Im Dachgeschoss wurde eine Seniorenwohngemeinschaft für bis zu sieben, auch pflegebedürftigen Personen eingerichtet, die wohl modernste Form des Seniorenwohnens. Außerdem gibt es eine Tagespflege für 15 Gäste. In den Räumen findet einmal monatlich der Wannenbadtreff für Senioren und Interessierte statt. Das mobile Seniorenbüro berät Familien und Betroffene zu Fragen des Alters.

Jan Schübel, Bürgermeister in Wurzbach, begleitet das Projekt Diakonie-Quartiershaus von Anfang an. Wir haben ihm Fragen gestellt.

Herr Schübel, vor drei Jahren wurde das Quartiershaus eröffnet. Ist das Angebot angekommen?
Ja, das Quartiershaus ist aus Wurzbach nicht mehr wegzudenken. Ich bin regelmäßig im Haus, sehe wie gut alles genutzt wird und komme mit den Leuten ins Gespräch. Die Menschen sind zufrieden, weil sie nicht allein sind und je nach Bedürfnissen betreut oder gepflegt werden.

War das Interesse von Anfang an so groß?
Ja, die Freude, dass etwas losgeht, war schnell da. Als 2015 die Diakonie auf mich zu kam und sagte, dass durch eine Förderung der Allianz für Menschen mit Demenz Projekte auf dem Land entwickelt werden können, waren ich und viele andere sofort dabei.

Warum?
Uns allen ist der demografische Wandel bekannt. Damit einher geht eine soziale Veränderung. Unsere Bevölkerung ist im Durchschnitt jetzt schon ziemlich alt. Das schreitet voran. Wir müssen uns überlegen, was passiert mit den Menschen. Wenn wir keine Angebote schaffen, gehen sie weg und das soll nicht passieren.

Also kam die Idee gerade zur richtigen Zeit?
Ja, denn der Maschinenring hatte ja schon Pläne. Die Wannenbad-Ruine abreißen und ein neues Angebot, am besten für alte Menschen schaffen. Die Gesprächsrunden wurden erweitert. Die Diakonie, unser Pfarrer und wir, Vertreter der Stadt, überlegten nun gemeinsam wie es werden kann.

Der Wannenbadtreff ist entstanden? 
Es kamen ehrenamtliche Helfer dazu und es wurden Veranstaltungen organisiert, zum Beispiel im Kunsthaus Müller. Es gab eine Ortsbegehung, Wanderungen, gesellige Abende mit Butterstampfen, Klöße kochen, Kinoabende. Das hat viele beflügelt. So wurde klar, was Wurzbach für ein gutes Leben im Alter braucht. Angebote die zum Alter passen. Das mobile Seniorenbüro kam zu erst. Dort wird im Rathaus zu Alterfragen beraten. Der Wannenbadtreff organisiert Veranstaltungen für Senioren und Interessierte. Das Haus ist zum Leben, barrierefrei und in Gemeinschaft, entstanden. Es war eine schöne Erfahrung, wieder so viel Engagement zu erleben. Und das Quartiershaus war schnell vollbelegt.

Dann kam Corona.
Die Diakoniestiftung hat ein funktionales Haus gebaut, qualifizierte, liebevolle Mitarbeiterinnen eingestellt, war mit der Tagespflege gut gestartet. Doch dann war erstmal Ruhe. Pandemie, Ansteckungsgefahr, Quarantänen, auch im Haus gab es Corona. Menschen wurden krank, einige sind gestorben. Doch die Zeit ging vorüber, nun floriert das Haus.

Ist alles ausgelastet?
In einem solchen Haus herrscht eine hohe Fluktuation. Wenn heute alles vermietet ist, kann nächste Woche wieder Platz sein. Auch derzeit sind in der Senioren-WG und in der Tagespflege einige Plätze frei. 

Was bringt das Haus für die Stadt?
Ansehen und Bewegung. Es gibt Bürgermeister, die uns um diese Einrichtung beneiden. Peter Keller, der verstorbene Bürgermeister von Rosenthal am Rennsteig hatte großes Interesse an solch einer Einrichtung. Auch Marco Bias, der Schleizer Bürgermeister kam zur Eröffnung und sagte, so etwas brauchen wir in Schleiz.
Für die Menschen ist ein gutes Angebot da, es bringt Bewegung und auch ein Stück Sicherheit in den Ort. Schließlich leben und arbeiten auch Menschen aus anderen Orten, wie Brennersgrün, Lehesten, Saalburg, Remptendorf und Ilmenau hier.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft dieses Haus?
Dass die Menschen dort, Bewohner, Tagesgäste und Personal zufrieden sind und dieses auch nach außen tragen. Es gibt einen Spruch aus Japan: Die größte Kulturleistung eines Volkes sind die zufriedenen Alten. Wenn wir davon ein wenig erreichen, strahlt das bis zu den jungen Menschen in Wurzbach und den umliegenden Orten. Das wünsche ich mir. 


Interview/ Bilder: Sandra Smailes

Kontakt zum Diakonie-Quarterishaus:
Alexandra Rothe, Einrichtungsleiterin/ Pflegedienstleiterin 
Lehestener Straße 33, 07343 Wurzbach
Tel.: 036652 - 3505-18
Mail: A.Rothe@diakonie-wl.de